Kettenkarussell – Freiheit an Ketten

Ein Kettenkarussell, Kettenflieger oder Kettenprater ist ein klassischer Karusselltyp, bei dem die Fahrgastsitze an Ketten an einem Drehkranz festgemacht sind. In der Regel kommen Sitze für einzelne Personen und wenige Doppelsitze zum Einsatz, vereinzelt sind aber auch Besatzungsteile für mehrere Personen anzutreffen, die oft als kleine Schiffe oder Schwäne gestaltet sind. Durch die Fliehkraft schwingen die Fahrgastträger zur Seite aus, die Passagiere fliegen dabei durch die Luft. Das kann durchaus ein kurzfristig befreiendes, ja sogar ein euphorisierendes Gefühl bewirken und dabei vergessen lassen, dass ich als Fahrgast in einem festen System und mit der Kette verbunden bin und im Normalfall keinen Einfluss auf Tempo und Länge des Flugs habe. 

Kettenkarussell im Führungs-Alltag

Ganz speziell Führungskräfte und Schlüsselpersonen mit multiplen Verantwortungen kennen das Gefühl des Fliegens auf dem Kettenkarussell. Oben sein, Übersicht haben, immer schnellere Drehungen und vielfach eindimensionale Fokussierungen auf Geschwindigkeit und unmittelbare kurzfristige Wirkung.  Es ist dabei auch nicht immer klar, wer der Betreiber des Kettenkarussells ist und was es zur Folge hätte, wenn die Laufzeit oder die Drehzahl nach oben oder nach unten verändert würde. Was wären dabei die Auswirkungen auf mich selbst, auf die Mitflieger oder gar auf das Gleichgewicht des ganzen Karussell-Systems. Also lieber im wahrsten Sinne des Wortes sitzen bleiben und sich dem Geschwindigkeitsrausch und der Euphorie hingeben. Und im Rahmen dieses Spiels Probleme lösen, Entscheidungen fällen und die fliegend umsetzen. 

Gedankenkarussell für ein wirksames Coaching unterbrechen

Im Führungsalltag gibt es immer wieder und gerade in unseren Zeiten vermehrter Unsicherheiten und grösserer Komplexitäten Situationen, bei denen ein Coaching helfen kann, anstehende und oft auch wiederkehrende Probleme zu lösen. Die Versuchung dabei ist gross, einen solchen Prozess auf der Grundlage bekannter Muster und in einem gewohnten Umfeld zu gestalten. Ja nicht das Ketten-karussell verlassen! Obwohl ja längst bekannt ist, dass zB ein Perspektivenwechsel Wunder, Innovation und neue Lösungen bewirken kann. Einverstanden, es ist anspruchsvoll, eingefahrene Rituale, Gleise und Gewohnheiten zu verlassen. Zumal diese eingefahrenen Prozesse vordergründig effizient erscheinen, mit minimalen Aufwand zum schnellen Erfolg führen und die Fahrt im Karussell nicht unnötig lange unterbrechen. 

Coaching im gewohnten Umfeld zementiert Bestehendes

Herkömmliche Settings – also Coaching-Sitzungen in Büros, ganz besonders im Büro der Coachees, werden zwar als harte Arbeit an den Fragestellungen wahrgenommen. Da sie jedoch in der schützenden Umgebung von altvertrauten Status- und Machtsymbolen stattfinden, strahlen sie ein wohliges Heimgefühl aus, das gewünschte und notwendige Entwicklung blockieren kann. Und immer nur Karussell fahren wird auf die Dauer eintönig, lässt nur im beschränkten Rahmen Entwicklung zu , verliert seinen Reiz und beinhaltet auch die Gefahr des Überdrehens. 

Coaching in der Natur schafft Brücken zu Neuem

Das Coaching in der Natur beim Gehen und Wandern unterscheidet sich in folgenden Aspekten signifikant von herkömmlichen Settings. Themen lassen sich beim gemeinsamen Wandern leichter ansprechen als bei einem klar festgelegten vis-à-vis mit einem vielfach blockierenden Augenkontakt. Das Loslösen vom gewohnten Umfeld schafft Raum für neue Perspektiven und neue Lösungen. Herausfordernde Gelände-Situationen, anspruchsvoller Untergrund, individuelle körperliche Voraussetzungen und Vorlieben für bestimmte Wege nehmen Einfluss auf Tempo, auf Umwege, auf gangbare Wege, auf Rückwärts- und Vorwärtsbewegungen. Somit auf den Lösungsprozess, das Finden von den passenden Zugängen, der Wahl für den richtigen Rhythmus und das Entdecken von neuen Lösungen. Nicht krampfhaft vermeintlich effiziente und schnelle Lösungen anstreben, sondern Lösungen natürlich herbeiführen und das Zusammenspiel zwischen Körper, Emotion und Gedanken aktiv nutzen.

Sich gedanklich und physisch in der Natur auf den Lösungs-Weg machen

Bereits in der Antike hat man Probleme auf Spaziergängen, also ausserhalb des gewohnten Umfeldes, besprochen und gelöst. Die Schule der peripatetischen Philosophie im alten Griechenland war berühmt dafür, dass vorwiegend im Gehen gelehrt wurde. Was spricht dafür, diesen Ansatz in unserer heutigen Welt und speziell im Coaching anzuwenden? Beim Gehen und Wandern in der Natur kann man spontan viele verschiedene Wege gehen, kann man das Gefühl „über dem Berg sein“ doppelt erleben. Beim Aufenthalt in der Natur steigert sich die Gehirnaktivität signifikant, die stimulierende Wirkung der Natur verändert Gedanken und Wahrnehmungen und öffnet somit das Spektrum möglicher Lösungen um ein Vielfaches. 

Kettenkarussell noch mehr geniessen durch Perspektivenwechsel

Gegen das euphorisierende Gefühl beim Fliegen, gegen die Freude an Geschwindigkeit, gegen den grossen Überblick und gegen das dadurch entstehende Glücks- und Erfolgsgefühl ist sowohl auf der Fahrt mit Kettenkarussell wie auch im herausfordernden unternehmerischen Alltag überhaupt nichts einzuwenden. Unterbrechen Sie jedoch die Fahrt, wenn Sie im Coaching nachhaltige und neue Lösungen für Ihre Anliegen und Fragen erwarten, wenn Sie dabei Ihr Potenzial umfassend nutzen und Sie sich nicht einengen wollen durch Bekanntes, Bestehendes und Gewohntes.

Fazit

Wir leben in einer Zeit einschneidender Veränderungen, vielfältiger Fragestellungen und immer mehr Unsicherheiten. Gerade jetzt ist es wichtig, im Coaching Settings zu wählen, die den Zugang zu Ressourcen und Potenzial des Coachees öffnen und dadurch neue und vielfältige Antworten und Lösungen ermöglichen. Ein bewusster gedanklicher Ausstieg aus dem Gedankenkarussell – ein erster Schritt zu einem wirksamen Coaching-Prozess. Das Coaching in der Natur schafft zusätzlich Brücken zu Neuem und verbindet die Ebenen Fühlen, Denken und Handeln in idealer und wirkungsvoller Weise.