Stehaufmännchen, Punchingball, Seiltänzer.
Auf den Schwerpunkt kommt es an !
Das Stehaufmännchen
Das Stehaufmännchen besitzt eine abgerundete Unterseite und einen sehr tief liegenden Schwerpunkt. Deshalb befindet sich die Figur im stabilen Gleichgewicht, d.h. sie kehrt nach jeder Auslenkung aus dem Gleichgewicht wieder in dieses zurück. Jede Veränderung der Lage eines Stehaufmännchens – selbstverständlich auch eines Stehauffrauchens ! – führt zu einem Anheben des Schwerpunkts, so dass das Stehaufmännchen durch die Schwerkraft wieder aufgerichtet wird. Dies gilt natürlich auch für das Stehaufmännchen in unserem Beispiel. Sein Vorbild, der echte Charlie Chaplin, landete selbst bei gewagten und dynamischen Bewegungen immer wieder auf den Füssen, konnte sich aus scheinbar auswegloser Schräglage wieder aufrichten. Voraussetzung dafür war unermüdliches Training der Beweglichkeit, Standfestigkeit und Konzentrationsfähigkeit.
Der Seiltänzer
Genau diese Fähigkeiten benötigt der Seiltänzer im hohen Masse. Physikalisch betrachtet: Um festzustellen, ob ein Körper standfest ist, bilden wir das Lot durch seinen Schwerpunkt. So lang das Lot auf die unterstützende Fläche fällt, ist der Körper standfest. Fällt das Lot aber ausserhalb, kippt der Körper in eine neue Position. Im Fall des Seiltänzers ist die unterstützende Fläche, das Seil, beängstigend schmal. Der Seiltänzer balanciert immer so, dass sein Schwerpunkt genau auf dem Seil liegt. Er befindet sich in einem labilen Gleichgewicht, aber solange der Schwerpunkt genau auf dem Seil liegt, ist er standfest und kippt nicht zur Seite weg.
Der Punchingball
Noch einmal zurück zum Stehaufmännchen-Prinzip: nach dem gleichen physikalischen Prinzip gibt es auch Gegenstände, die auf einem „Stehaufbein“ befestigt sind, wie z.B. ein Punchingball. Auch gewisse Schiffstypen, z.B. Segeljachten, werden mit sehr niedrig liegendem Schwerpunkt konstruiert,
damit sie bei starkem Seegang oder Seitenwind aus der Schräglage zurückkehren und nicht kentern.
Der Punchingball ist ein frei bewegliches Trainingsgerät. Er befindet sich meist an einem flexiblen Stab, so dass der Ball flexibel und in alle Richtungen frei beweglich ist. Der Sportler schlägt gegen den Punchingball. Anschliessend kommt der Ball mit schneller Geschwindigkeit wieder zurück und der Boxer muss erneut gegen den Ball schlagen. Dies funktioniert aber nur, wenn das Gerät sicher verankert ist.
Stehaufmännchen oder Punchingball ?
Beide Objekte basieren auf dem gleichen Prinzip. Unabhängig von Einflüssen richtet sich das Stehaufmännchen immer aufrecht auf und der Punchingball geht immer in seine Ausgangsposition zurück. Beide können also sehr gut mit Veränderungen umgehen. Von aussen wirkende und oft überraschend kommende Bewegungen meistern sie sicher, schon fast stoisch und absolut zuverlässig. Wäre es nicht gerade in der heutigen Zeit der permanenten und einschneidenden Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft und der immer komplexeren Herausforderungen und Belastungen hilfreich, vermehrt Eigenschaften eines Stehaufmännchens oder eines Punchingballs zu haben ?
Im Alltag Eigenschaften des Stehaufmännchens mit dem Punchingball verbinden
Menschen, die Stehaufmännchen-Eigenschaften haben, lassen sich in geringem Masse von Misserfolgen, Niederlagen, Druck und immer wieder neuen Veränderungen entmutigen und blockieren. Sie haben starke Ausprägungen z.B. bei den Themen Neugierde, Optimismus, Eigenverantwortung und ein gesundes und starkes Selbstbewusstsein. Das erfolgreiche Punchingball-Verhalten wiederum wird stark davon beeinflusst, wie der Mensch im sozialen Netz des Unternehmens verankert ist, wie er durch Mitarbeiter und Führung getragen wird und mit welcher Wertschätzung und Empathie Erfolg und Misserfolg behandelt werden. Sinnbildlich kann man sagen, die für das Funktionieren des Punchingballs zentrale Verankerung ist das starke Geflecht der Unternehmenskultur.
Die Fähigkeiten des Seiltänzers
Neben den inneren Persönlichkeits-Zügen, den Stehaufmännchen-Eigenschaften und den günstigen Rahmenbedingungen, die das Punchingball-Verhalten ermöglichen, sind für jeden einzelnen Mitarbeiter und jede einzelne Mitarbeiterin eines Betriebes die Seiltänzer-Fähigkeiten wichtig – die Fähigkeit, ein labiles Gleichgewicht durch ständige Überprüfung der Situation und Anpassung an veränderte Bedingungen das Gleichgewicht zu halten.
Leadership-Coaching ist immer auch Resilienz-Coaching
Die Entwicklung und Stärkung der Stehaufmännchen-Eigenschaften und die Schaffung der Rahmenbedingungen für das exzellente Funktionieren des Punchingballs-Prinzips, sowie das Unterstützen der Seiltänzer-Fähigkeiten sind gerade in der heutigen Zeit wichtige Coaching-Themen. Im Coaching werden also mehrere Felder analysiert, behandelt und entwickelt. Feld 1: Stehaufmännchen- und Seiltänzerfähigkeit - die aktuelle, individuelle und wahrgenommene Belastungs-Situation des Coachees und die Strategien, Haltungen und Fähigkeiten im Umgang damit. Feld 2: Punchingball-Fähigkeiten - was in meinem Umfeld, in der Organisation, in der Kultur und in den verschiedenartigen Beziehungen wirkt stabilisierend auf die Verankerung des Punchingballs und wo besteht die Gefahr des Ausreissens.
Fazit
Stehaufmännchen, Punchingball und Seiltänzer – ein starkes Team mit grosser Bedeutung. Die Beschäftigung mit den wichtigen Resilienz- und Balance-Fähigkeiten und den dazu gehörenden Haltungen wird in der heutigen volatilen und herausfordernden Zeit sowohl in der Führung, wie auch bei Mitarbeitern immer wichtiger. Idealerweise werden im Leadership-Coaching sowohl die individuellen Stehaufmännchen-Themen wie auch die dazugehörenden und stützenden Themen für den Punchingball und den Seiltänzer bearbeitet. Eine kluge Investition, um die zunehmenden Belastungen und Beanspruchungen nicht nur besser zu handhaben, sondern mit mehr Gelassenheit und zusätzlicher positiver Energie die gestiegenen Anforderungen erfolgreich zu meistern – und dabei gesund zu bleiben.
Dialog und Austausch
Auf einen regen Austausch zum Thema Coaching freue ich mich. Sie können die vorliegende Geschichte und die Metapher selbstverständlich gerne unter Angabe der Quelle für Ihren Bereich nutzen. So werden Gespräche angeregt und daraus können wieder neue und ergänzende Erkenntnisse entstehen.